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Winzernachrichten
Weilburg-Oberlahn, im Januar 2022
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1.
Nach einem Weinjahr 2021, das viele Herausforderungen mit sich brachte,
schauen wir jetzt nach dem neuen Weinjahr. Jetzt schon können wir den Rebschnitt durchführen, wobei Wert auf einen wundarmen Rebschnitt gelegt werden soll. Bei dem wundarmen
Rebschnitt werden am Kopf ein oder zwei Schenkel, die aussehen wie ein “Y“, stehen gelassen. Diese werden jeweils auf 1-2 Augen angeschnitten. Im zweiten Jahr wird ein Trieb
von einem Schenkel als Bogen angeschnitten und gebogen. Der andere Schenkel wird als Zapfen mit 1-2 Augen angeschnitten und liefert den Rebbogen fürs nächste Jahr. Nach dem
Rebschnitt sollte die Unterstützungsanlage (Drahtrahmen) überprüft und bei Bedarf Instand gesetzt werden. Spätestens in März sollten die Triebe gebogen und
gegertet werden. Anfang April, wenn die Knospen schwellen, ist die Austriebsspritzung notwendig. Hierbei sollte nicht nur Netzschwefel und Weissöl gegen Echten Mehltau und gegen
Pockenmilben eingesetzt werden, sondern auch ein Mittel gegen den Falschen Mehltau und Phomopsis (Schwarzflecken Krankheit) zugemischt werden. Für Ende März haben wir einen
Abend mit dem Thema Pflanzenschutz geplant.
2. Beim Rebschnitt werden oft Junge Stöcke entdeckt, die nicht angewachsen sind. Einen Ersatz Rebstock
sollte gepflanzt werden. Durch Spätfrost entstand in einigen europäischen Weinbaugebiete viel Frostschaden. Auch Überschwemmungen haben Weinberge vernichtet. Die Folge ist,
dass der Vorrat an Pfropfreben sehr knapp ist. Wer bis April oder Mai wartet wird wahrscheinlich leer ausgehen oder die gewünschten Klone nicht bekommen. Wir werden bis 10.1. 2022
eine Bestellung aufgeben. Wer bis dann seinen Bedarf nicht bei uns gemeldet hat, muss die Bestellung selbst beim Rebveredler aufgeben. Sowohl Antes wie auch Freytag melden jetzt schon
knappe Lager, besonders bei PIWIS, Riesling, lockerbeerige Spät-Burgunder und Cabernet blanc.
3. Düngung: Die Rebe ist kein Starkzehrer, deshalb reicht eine leichte
Gabe von Düngemitteln aus. Vor allem sind die meisten Gärten und Weinberge mit Phosphor überversorgt, einige auch mit Stickstoff. Einen Indikator, dass der Boden mit
Stickstoff überversorgt ist, ist die Dicke und Länge der Fruchttriebe vom vorigen Jahr. Sind sie lang und mastig, liegt häufig eine Überdüngung mit Stickstoff
vor. Gewünscht ist eine gute Versorgung mit Humus. Die Gabe von zu viel Kompost erhöht den Stickstoffanteil und den Humusanteil. Um den Humusanteil zu erhöhen, ohne den
Stickstoffanteil zu vergrößern, kann man mit Stroh mulchen. Stroh sollte zerkleinert werden, damit es schneller verrottet und im April untergehackt werden kann. Häufig
sieht man einen Magnesiummangel, besonders in Junganlagen. Hier reicht die Gabe von Bittersalz oder Kalk-Magnesia, wenn der Boden einen niedrigen pH hat. Beim Magnesium Überschuss
kommt es auch zu einem relativen, induzierten Kalium-Mangel. Hier ist der Fruchtansatz und die Frosthärte beeinträchtigt. Ein Kalium Dünger ohne Phosphor kann das Problem
beseitigen.
4. Weinkeller und Weinausbau: Jetzt sollte der erste Abstich schon erfolgen und der Behälter voll sein (bis 6-10 cm unter dem Gärspund). Wenn nicht schon getan, ist eine
Säure-Korrektur nötig, entweder durch eine Chemische Entsäuerung oder durch einen biologischen Säureabbau. Für die Chemische Entsäuerung nimmt man
Kalzium-Karbonat (Steinkalk), z.B. Neoantacid von der Fa. Erbslöh. Der Vorteil darin liegt in der Möglichkeit sowohl Weinsäure, als auch durch die Doppel-Salz
Entsäuerung die Apfelsäuere zu reduzieren. Der Biologische-Säure-abbau wird mit Hilfe von speziellen Milch-Säuere Bakterien durchgeführt, wobei Apfelsäuere
in die mildere Milchsäuere umgewandelt wird. Hierbei darf der Jungwein nicht mehr als 15mg freie Schweflige-Säuere haben und muss einen Restzuckergehalt von (8-10g/L) haben und
während des Abbaus eine Temperatur von 18-22° C. Neben der Packung aus dem Winzer-Bedarf für 1,000 bzw. 2,500 L (Kostenpunkt Ca 95,00€), gibt es Kleinpackungen von
HBS24 für 50L (7,45€) und 200L (18,90). Durch den biologischen Säureabbau wird der Wein stabiler und im Geschmack besser.
5. Arbeiten im Weinberg Gräveneck: Im 2021 hat die Arbeit im Weinberg unter den drei Gruppenleitern Gerald Drösel, Erich Ziegler und Bernd Schellhaas gut funktioniert. Vielen Dank an alle
Gruppen und Mitarbeiter! Jetzt geht es darum, noch mehr Mitarbeiter für den Weinberg zu finden. Da wir nicht nur arbeiten wollen, sondern auch während der Arbeit neue
Information austauschen möchten, wäre es sinnvoll, wenn möglichst viele unserer Mitglieder helfen würden. Der geplante Winzer-Stammtisch, wo alle zusammenkommen
können, wird vorerst durch die Corona Maßnahmen verschoben. Eine Möglichkeit wäre, dass wir nach jedem Arbeitseinsatz ein
Weinberg Vesper haben. Vorschläge hierzu werden gerne entgegengenommen.
6. Informationstage: Die verschiedene Weinbau-Gebiete halten meistens in Januar oder
Februar jedes Jahres einen Weinbau Verbands Tagung ab. Durch Corona werden die Veranstaltungen dieses Jahr online sein. Die Rheingauer Weinbau Woche findet 2022 von Montag, den 10.1 bis
Donnerstag den 13.1. Statt. Anmeldung für Montag, Mittwoch und Donnerstag über https://rp-darmstadt.hessen.de/umwelt/landwirtschaftfischereiweinbau/weinbau/fortbildungsveranstaltungen per Mail bei beratung-weinbau@rpda.hessen.de. Besonders interresant dürfte der Vortrag am Montag, 14:00 Uhr über Piwis sein. Die Pfälzische
Weinbautage finden von Dienstag, 18.1 22 bis Mittwoch den 19.1.22 statt. Anmeldung online unter www.weinbautage-pfalz.de . Darüber hinaus werden wir vom Vorstand ab Anfang März ein Kolloquium über Pflanzenschutz
abhalten.
Im Namen des Vorstands wünsche ich Allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr.
Ihr
Terrill Eckert
1. Vorsitzender
Oberlahn Winzer e.V.